Kunststoffe & Gummi
Position zu nachwachsenden Rohstoffen
Kernaussagen
- Der Übergang zu einer Bioökonomie ist ein wichtiger Pfeiler für die industrielle Nettoproduktion, das Wachstum und die ländliche Entwicklung. Produkte, die aus nachwachsenden Rohstoffen (Biomasse) hergestellt werden, reduzieren direkt und indirekt den Verbrauch von fossilem Kohlenstoff auf der ganzen Welt.
- Wir gewährleisten eine verantwortungsvolle Beschaffung von nachhaltig angebauter Biomasse für die chemische Verwendung, indem wir unsere Beschaffungskriterien kontinuierlich weiterentwickeln und anpassen.
- Die stoffliche Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen soll Vorrang vor der energetischen Verwertung haben. Eine energetische Verwertung sollte nur dann erfolgen, wenn ein Produkt sein Lebensende erreicht hat und nicht mehr wirtschaftlich oder technisch sinnvoll verwertet werden kann (Kaskadennutzung).
- Der Massenbilanzansatz kann den Übergang zu einer kohlenstoffarmen, zirkulären Bioökonomie beschleunigen, indem er den Anteil der Produkte erhöht, die den Ersatz fossiler Ressourcen durch biogene Ressourcen unterstützen.
- Die EU-Methode des Produkt-Umwelt-Fußabdrucks (PEF) und andere Bilanzierungsstandards müssen angepasst werden, um die Erfassung positiver Auswirkungen nachwachsender Rohstoffe zu ermöglichen, indem die Aufnahme von in der Biomasse gespeichertem Kohlenstoff und die Massenbilanzmethode berücksichtigt werden.
Über das Thema
Die Verwendung nachhaltig gewonnener nachwachsender Rohstoffe trägt zu den Nachhaltigkeitszielen des EU Green Deal in Bezug auf Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz sowie zur Verringerung der Abhängigkeit der Europäischen Union von importierten fossilen Ressourcen bei. Dadurch erhöht die Kreislauf-Bioökonomie die Widerstandsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie und fördert die Innovation.
Während die Bioökonomie in der EU bereits heute einen beträchtlichen Umsatz generiert (814 Mrd. EUR im Jahr 2019, Dokument ist nicht in deutsch verfügbar), ist die weitere Entwicklung eines unterstützenden politischen Rahmens erforderlich, um den Übergang der chemischen Industrie zu beschleunigen: durch die Schaffung verlässlicher Investitionsbedingungen, die Unterstützung der Verwendung nachhaltiger erneuerbarer Rohstoffe und die Möglichkeit für Industriekunden und Verbraucher, fundierte Kaufentscheidungen zu treffen. Zu diesen Informationen kann auch die Unterscheidung zwischen biobasierten Produkten und Rohstoffen gehören, die über die Massenbilanz für die Produktion zugerechnet werden, wobei beide zu einem geringeren Einsatz fossiler Rohstoffe beitragen.
Was für anbieten
Der Einsatz nachwachsender Rohstoffe ist Teil der Strategie der BASF, ihre Materialbasis zu diversifizieren. Ziel ist es, den Einsatz fossiler Ressourcen zu reduzieren und damit die durch zugekaufte Rohstoffe verursachten Treibhausgasemissionen (THG) zu verringern. Im Jahr 2022 hat die BASF rund 1,2 Millionen Tonnen nachwachsende Rohstoffe auf Basis von pflanzlichen Ölen, Fetten, Getreide, Zucker und Holz eingekauft. Diese nachwachsenden Rohstoffe werden zur Herstellung von Inhaltsstoffen für die Wasch- und Reinigungsmittelindustrie (Website ist nicht in deutsch verfügbar), zur Gewinnung natürlicher Wirkstoffe für die Kosmetikindustrie (Website ist nicht in deutsch verfügbar), für Pharmazeutika (Website ist nicht in deutsch verfügbar) oder zur Herstellung von Additiven oder Kunststoffen, zum Beispiel für Automobilanwendungen oder Elektrokabel, verwendet. Diese Lösungen ermöglichen es, den Kohlenstoff-Fußabdruck eines Produkts erheblich zu verringern. Darüber hinaus bietet die BASF zertifizierte kompostierbare Biokunststoffe an, die z.B. bei der Sammlung von organischen Abfällen oder in der Landwirtschaft eingesetzt werden.
Wir verpflichten uns zu einer nachhaltigen Beschaffung von Biomasse. Der größte Teil der von der BASF verwendeten nachwachsenden Rohstoffe ist heute von Dritten zertifiziert oder basiert auf Abfällen. Das Palm Commitment zum Beispiel setzt Nachhaltigkeitsstandards für die Beschaffung von Palm- und Palmkernöl. Im Rahmen des Programms Responsibly Active (Website ist nicht in deutsch verfügbar) sorgen wir für den Schutz der Biodiversität und die Stärkung der Menschen entlang unserer Wertschöpfungsketten. Darüber hinaus war die BASF das erste Chemieunternehmen, das von der Rainforest Alliance zertifizierte Inhaltsstoffe für Körperpflegeprodukte auf Basis von Kokosnussöl anbietet und sich für eine nachhaltige Rizinusölproduktion (Webseite nicht auf deutsch verfügbar) einsetzt. Wir entwickeln unsere Beschaffungskriterien kontinuierlich weiter und passen sie an, um den Einkauf von nachhaltig angebauter Biomasse sicherzustellen, die keine negativen Auswirkungen auf lokale Nahrungsmittelsysteme und Ökosysteme hat.
Bei BASF konzentrieren wir uns auf die Skalierung emissionsarmer Produktionskonzepte in Verbindung mit einem auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Ansatz bei der Rohstoffbeschaffung und -versorgung. Daher setzen wir Best Practices ein, um ein Höchstmaß an Transparenz zu gewährleisten, indem wir Chain-of-Custody-Ansätze wie die Massenbilanzmethode anwenden. Der Biomasse-Bilanzansatz ermöglicht es uns, große Mengen fossiler Rohstoffe durch eine kontinuierliche Erhöhung des Anteils an erneuerbaren Rohstoffen wie Bio-Naphtha und/oder Biomethan zu ersetzen, die aus organischen Abfällen, Nutzpflanzen oder Pflanzenölen gewonnen werden. Durch die Anwendung von Verifizierungsmethoden Dritter können diese Anteile an erneuerbaren Rohstoffen je nach Marktnachfrage direkt den Materialien oder Produkten zugeordnet werden. Die Entwicklung von Lösungen für eine zirkuläre Bioökonomie ermöglicht es uns, die Ressourceneffizienz weiter zu steigern und neue Materialkreisläufe zu gestalten. Die aus biologischen Rohstoffen hergestellten Lösungen haben positive wirtschaftliche, soziale und ökologische Auswirkungen für unsere Kunden, Partner, Mitarbeiter und Gemeinden.
Worum wir bitten
- Die Klimaneutralität der chemischen Industrie kann nicht ohne einen Kreislaufansatz und die Verwendung erneuerbarer Rohstoffe erreicht werden. Die Verwendung nachwachsender Rohstoffe stellt neben Recycling, Wiederverwendung und erneuerbarer Energie in den Produktionsprozessen einen wichtigen Hebel dar, um den Einsatz fossiler Brennstoffe direkt und indirekt zu reduzieren.
- Die Umsetzung des Prinzips der "kaskadischen Nutzung" von Biomasse wird die Verfügbarkeit von hochwertigen Rohstoffen zu wettbewerbsfähigen Kosten deutlich erhöhen. Dies bedeutet, dass der Anteil der Biomasse, der nicht für Lebens- und Futtermittel benötigt wird, zunächst für die Herstellung von Chemikalien und Werkstoffen verwendet wird, anstatt diesen Rohstoff als Energiequelle, z. B. als Kraftstoff, zu nutzen. Darüber hinaus tragen das Recycling und die zirkuläre Nutzung von Rohstoffen zur Verbesserung der Ressourceneffizienz bei.
- Die Schaffung eines unterstützenden politischen Rahmens, der positive Anreize für die Verwendung nachwachsender Rohstoffe setzt, würde eine rechtzeitige Umstellung der chemischen Produktionsanlagen von fossilen Rohstoffen ermöglichen. Dies würde auch eine langfristige "Netto-Null"-Produktion ermöglichen.
- Als BASF achten wir sowohl auf soziale als auch auf ökologische Nachhaltigkeit als grundlegendes Element unserer Produktionsprozesse und des Wertes unserer Produkte. Deshalb legen wir strenge Nachhaltigkeitskriterien für die stoffliche Nutzung von Biomasse an. Harmonisierte Nachhaltigkeitskriterien können darüber hinaus dazu beitragen, dass die lokale Ernährungssicherheit in den Beschaffungsgebieten nicht zugunsten der Defossilisierung unserer Industrie gefährdet wird.
- Der künftige Rechtsrahmen muss die Massenbilanzmethode in Verordnungen, Richtlinien und Anreizsystemen anerkennen, um die Verwendung von recyceltem Kunststoff und Biomasse für die stoffliche Nutzung voranzutreiben. Biobasierte Kunststoffe und Polymere sind von vornherein kreislauffähig. Sie werden aus nachhaltig gewonnener Biomasse hergestellt, sind wiederverwendbar, langlebig und recycelbar (mechanisches, chemisches oder organisches Recycling). Darüber hinaus ist es wichtig, in der Gesetzgebung flexible Regeln im Rahmen von Massenbilanzansätzen zuzulassen, um allen Akteuren den Markteintritt mit geringen Hürden zu erleichtern.
- Die effiziente Nutzung nachwachsender Rohstoffe ist Teil des Wandels der chemischen Industrie hin zu kreislauffähigen Rohstoffen. Organische Abfälle, die unsachgemäß auf Mülldeponien entsorgt werden, können Methangas erzeugen, ein starkes Treibhausgas, das zum Klimawandel beiträgt. Das Recycling organischer Abfälle fördert eine nachhaltige Abfallwirtschaft, verringert die Treibhausgasemissionen und schont die Ressourcen. Gasifizierungstechnologien und anaerobe Vergärung mit anschließender Kompostierung können eingesetzt werden, um organische Abfälle so zu verarbeiten, dass ihre physikalisch-chemischen Eigenschaften verändert werden, so dass sie wieder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Materialien verwendet werden können. Es handelt sich um ein leistungsfähiges chemisches Werkzeug, um organischen Kohlenstoff anstelle der Verbrennung zu recyceln und so zu einem weiteren Stoffkreislauf beizutragen. Außerdem kann hochwertiger Kompost als Bodenverbesserer eingesetzt werden.
- Die BASF unterstützt die Weiterentwicklung des Produkt-Umwelt-Fußabdrucks (PEF), um die biogene Kohlenstoffaufnahme zu berücksichtigen. Die Berücksichtigung dieses Mehrwerts sowie eine klare und transparente Kommunikation über die Umweltvorteile von Produkten, die durch die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen und/oder recycelten Rohstoffen erzielt werden, ist eine Voraussetzung für das Inverkehrbringen von Produkten mit reduziertem Kohlenstoff-Fußabdruck. Die Anwendung der Massenbilanzmethode sollte ebenfalls integriert werden, um eine harmonisierte Zuweisung der Nachhaltigkeitsvorteile erneuerbarer und zirkulärer Rohstoffe in der hocheffizienten, integrierten chemischen Produktion zu ermöglichen. Alle Formen des Kohlenstoffabbaus müssen im Rahmen der Kohlenstoffbilanzierung in der EU berücksichtigt werden. Dieser Bedarf an methodischer Anpassung gilt auch für die laufende Aktualisierung des Treibhausgasprotokolls.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: dialog-plastics@basf.com.