Kunststoffe & Gummi

Standpunkt zu chemischen Kunststoffrecycling

Kernaussagen

  • Chemisches Recycling ist eine aufstrebende Technologie und die BASF ist davon überzeugt, dass sie zusammen mit dem werkstofflichen und organischen Recycling zur Reduzierung der CO2-Emissionen und zur Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen beiträgt.
  • Gesetzgebung, Standards oder Recyclingrichtlinien sollten sicherstellen, dass sie auf einer technologieneutralen Definition von Recycling aufbauen, Anreize für hochwertiges Recycling schaffen und dass chemisches Recycling auf die Recyclingquoten und -ziele angerechnet wird. 
  • Die Recyclingmethode - ob mechanisch, chemisch oder organisch - sollte auf der Grundlage ökologischer, technologischer und wirtschaftlicher Vorteile gewählt werden.

Über das Thema

Chemisches/ Rohstoffliches/ Fortgeschrittenes Recycling (z. B. durch Pyrolyse, Vergasung oder Depolymerisation) ist eine aufstrebende Technologie, die zusammen mit dem werkstofflichen und organischen Recycling zur CO2-Reduzierung und zur Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe beiträgt. Während sortierte, sortenreine Kunststoffabfälle (mit kompatiblen Polymermischungen) mechanisch recycelt werden können, kann chemisches Recycling z. B. für gemischte Kunststoffabfallströme eingesetzt werden, bei denen eine Sortierung nicht wirtschaftlich ist, oder für Kunststoffabfälle, bei denen eine Reinigung nicht möglich ist und die Recyclateigenschaften nicht ausreichen. Beim chemischen Recycling werden Kunststoffabfälle in chemische Bausteine zerlegt, aus denen neue Kunststoffe oder andere chemische Produkte hergestellt werden können, wodurch fossile Ressourcen eingespart werden. Durch chemisches Recycling als zusätzliche ergänzende Lösung werden mehr Kunststoffabfälle von der Verbrennung und Deponierung ferngehalten und verbleiben im Stoffkreislauf. Die Produkte haben die gleichen Eigenschaften wie solche aus fossilen Rohstoffen und unterstützen die Erhöhung der Recyclingziele auch in Anwendungen mit hohen Hygiene- oder Sicherheitsanforderungen. So benötigt der Pyrolyseprozess fast keine externe Wärmeenergie, da der Teil des Kunststoffabfalls, der nicht zu Öl verarbeitet werden kann, zu Gas pyrolysiert wird, das zur Erzeugung der benötigten Energie genutzt wird. Nach der Norm ISO 15270 schließt der Begriff Recycling die energetische Verwertung aus, d. h. die Herstellung von Brennstoffen oder die Erzeugung von Energie. Das Gleiche gilt z.B. für die EU-Abfallrahmenrichtlinie und für die European Coalition for Chemical Recycling (Website nicht in deutsch verfügbar). Eine steigende Bandbreite an Forschungsreportagen (z.B., The PEW, SYSTEMIQ, Ellen MacArthur Foundation) erkennen das chemische Recycling als eine ergänzende Technologie an, die einen entscheidenden Beitrag dazu leistet, Plastik zu verarbeiten, der sonst verbrannt oder deponiert würde. 

Was wir anbieten

Die BASF arbeitet an Wegen, Hochleistungsprodukte aus chemisch recycelten Kunststoffabfällen im Industriemaßstab herzustellen. Die BASF ruft mit ChemCyclingTM ein Projekt verschiedener Teilhaber ins Leben, dass sich dem Pyrolyse-Verfahren widmet, um den Kunststoffabfall von Post-Consumern (z.B., Reifen oder Verpackungen) in Öl umzuwandeln und somit fossile Resourcen bei der chemischen Produktion spart. Darüber hinaus verfolgt die BASF die Depolymerisation von Post-Consumer-Abfällen wie Matratzen am Ende ihrer Lebensdauer und Pre-Consumer Abfällen wie die von der Polyamid- und Nylonproduktion. Die recycelten Rohstoffquellen werden durch ein Massenbilanzverfahren, welches von einer dritten Partei geprüft wurde, bestimmten Verkaufsprodukten zugeschrieben; diese Chain-of-Custody-Methode ist bereits für viele andere Produkte wie Energie, Holz, Kaffee, Tee und Zucker etabliert. Auf diese Weise ist es möglich, Produkte herzustellen, die höchste Qualitätsstandards in den Bereichen Lebensmittel, Automobil oder Textilien erfüllen, weil sie mit Produkten aus fossilen Rohstoffen identisch sind.

Worum wir bitten

Die BASF ist der Ansicht, dass die Auswahl einer Recyclingtechnologie auf ökologischen, technologischen und ökonomischen Vorteilen basieren sollte, wobei jede Art des Recyclings gleichrangig vor der energetischen Verwertung stehen sollte. Das chemische Recycling wird das mechanische Recycling ergänzen, das die bevorzugte Lösung bleiben wird, wenn es ökologisch am vorteilhaftesten, technologisch möglich und wirtschaftlich machbar ist.  Zum Beispiel hat eine unabhängig überprüfte Lebenszyklusanalyse für die Verarbeitung von Abfallströmen in Deutschland gezeigt, dass die Pyrolyse von gemischten Kunststoffabfällen 50 % weniger Kohlenstoffemissionen ausstößt als ihre Verbrennung und die daraus resultierenden Produkte eine bessere Kohlenstoffbilanz als Produkte auf fossiler Basis haben. Um sicherzustellen, dass chemisches Recycling einen tragfähigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit leisten kann, sollten zukünftige Gesetze, Normungs- und Recyclingrichtlinien: 

  1. Sicherstellen, dass Recyclingansätze technologieneutral sind (d. h. mechanisches, chemisches und organisches Recycling in Betracht ziehen) und Anreize für ein hochwertiges Recycling von Pre- und Post-Consumer-Abfallströmen zu bieten, um Sicherheit bei Investitionen in das Recycling zu rewährleisten. Ziel sollte es sein, die nachhaltigste Abfallbewirtschaftungsoption für einen bestimmten Abfallstrom zu entwickeln, die auf eine bestimmte Produktqualität abzielt. 
  2. Sicherstellen, dass chemisches Recycling auf verschiedene recyclingbezogene Ziele angerechnet wird, z. B. in Bezug auf Recyclingquote, Recyclingfähigkeit, Recyclinganteil, und im Rahmen der Systeme der erweiterten Herstellerverantwortung akzeptiert wird. Wirtschaftliche Anreize, die über gesetzliche Vorgaben hinausgehen, sollten die Aufnahme von recyceltem Material in neue Produkte fördern. 
  3. die Anwendung eines geeigneten Massenbilanzansatzes (siehe auch: die Position der BASF zur Massenbilanz) zur Bestimmung des Recyclinganteils, der durch das chemische Recycling bereitgestellt wird, anerkennen
  4. neue Technologien für das chemische Recycling durch Förderung und Unterstützung von Pilotprojekten in einschlägigen Richtlinien und Normen fördern, um die technologische Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit und den ökologischen Nutzen zu demonstrieren und ihre Reife für eine breitere Verbreitung zu fördern.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie dialog-plastics@basf.com.