Hochleistungskunststoffe
Ein 360°-Blick auf das Wohnen von morgen
Unsere Städte wachsen kontinuierlich. 2050 werden sie zwei Drittel der Weltbevölkerung beheimaten. Vielerorts herrscht ein regelrechter Bauboom. Wir bauen unsere Zukunft. Welche Trends zeichnen sich in dieser Entwicklung ab? Gibt es Materialien, die die Visionen von heute für das Bauen von morgen ermöglichen? Bestandsaufnahme in 360°.
Raum für Visionen – Constructing Tomorrow
Während die klimatischen Bedingungen weltweit sehr unterschiedlich sind, eint uns Menschen das Bedürfnis nach einem Zuhause zum Wohlfühlen. Egal, ob es darum geht, die Wärme drinnen, oder draußen zu halten. Als Folge der zunehmenden weltweiten Urbanisierung wird Baugrund in den Städten knapp.
Allein in China siedelten im Laufe der letzten Jahrzehnte mehr als 200 Millionen Menschen vom Dorf in die Stadt um. Es überrascht daher nicht, dass die meisten Hochhäuser derzeit in Asien gebaut werden. Auch in Europa ist der Bedarf an neuem Wohnraum hoch und löste eine Renaissance des Hochhausbaus aus. London erlebt den größten Bauboom seit über 50 Jahren; nirgendwo sonst in Europa schießen so viele Hochhäuser dem Himmel entgegen. Galten diese in den 60er und 70er Jahren als moderne Wohnlösung, folgte ihnen später der Ruf grauer Betonburgen an sozialen Brennpunkten.
Dieses Bild wandelt sich: In New York, Dubai, London oder Moskau ragen moderne Wohngiganten nicht selten mehr als 150 Meter in die Höhe und schmücken Skyline und Stadtbild. In Deutschland entstehen zurzeit 72 solcher Wohntürme – in den besten Lagen. Mit vertikaler Verdichtung bieten sie eine Antwort auf die steigende Nachfrage nach Wohnraum. Teurer Baugrund bedeutet oftmals, dass die Wohneinheiten kleiner werden. Der Wunsch nach Ästhetik und Komfort bleibt dennoch gleich. Daher werden neue hocheffiziente Baumaterialien benötigt, die für diese neuen Bauformen energieneutrales Bauen und Wohnen ermöglichen.
In Deutschland wird der Bedarf auf 350.000 bis 400.000 neue Wohnungen pro Jahr geschätzt. Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres genehmigten die Behörden den Bau von knapp 200.000 Wohnungen – der höchste Stand seit 2000. Gleichzeitig werden in zunehmendem Maße Bestandsimmobilien umgenutzt und saniert. Altbausanierung bedeutet dabei nicht nur das Erhalten bestehender Architektur, sondern auch die Chance zur Etablierung neuer Standards – sowohl im Bereich der Energieeffizienz als auch der Verwendung neuer Materialien. Neuartige Dämmstoffe ermöglichen beispielsweise hocheffiziente Schall- und Wärmeisolierung ohne nennenswerten Verlust an Wohnfläche.
Die Zukunft des Bauens stellt vielfältige Anforderungen. Um ihnen zu begegnen brauchen wir Hochleistungsbaustoffe, die die Grenzen des Machbaren verschieben. So ein Material ist SLENTITE®: es ermöglicht eine äußerst schlanke, effiziente Dämmung. Die robuste und stabile Platte gewährleistet eine sehr gute Feuchtigkeitsregulierung bei hoher gestalterischer Freiheit. Denn Visionäre wie Architekten und Ingenieure wollen unseren zukünftigen Wohnraum formen, ohne sich von Funktionalität und Materialcharakter einschränken zu lassen. So können die Ideen von heute die Wirklichkeit von morgen formen.
Werfen wir einen 360°- Blick in die Zukunft.
Wie unsere Zukunft aussehen wird, können wir nur erahnen. Indem wir heute verantwortungsvolle Entscheidungen treffen, gestalten wir jetzt das Leben von morgen. Heute nachhaltig zu bauen und zu wohnen, schafft Raum für neue Entwicklungen. Bedürfnissen, Herausforderungen und Chancen kann mit maßgeschneidertem Klimamanagement und innovativen Hochleistungsbaustoffen entsprochen werden. SLENTITE® präsentierte auf der K-Messe 2016 „Constructing Tomorrow – Our future in 360°“ und beleuchtet die zunehmende Urbanisierung und das Bauen in der Zukunft.
Der Hochleistungsdämmstoff SLENTITE bietet ein optimales Paket für die Bauherausforderungen der Zukunft. Pünktlich zur K-Messe 2016 traf CORPUS SLENTITE®-Projektleiter Dr. Marc Fricke, BASF, und sprach mit ihm über die Entwicklungen des wegweisenden Produkts und bevorstehende Pläne.
CORPUS: Herr Dr. Fricke, genau drei Jahre ist es jetzt her, dass SLENTITE® auf der K-Messe 2013 der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Was hat dieser Schritt damals nach vielen Jahren intensiver Forschung bedeutet?
MARC FRICKE: Unser Hochleistungsprodukt endlich dem Fachpublikum präsentieren zu können war natürlich sehr spannend. Wir wussten ja, was SLENTITE® kann und wollten seine Qualitäten der Öffentlichkeit vorstellen sowie Rückmeldungen zum Produkt erhalten. Mit einem Lambda-Wert von 17 mW/m•K ermöglicht die Hochleistungs-Dämmplatte eine um 25 bis 50 Prozent schlankere Dämmung. Durch seine offenporige Struktur sorgt die Platte für eine besonders gute Feuchtigkeitsregulierung. Die K2013 war ein voller Erfolg, danach haben wir sehr viele Anfragen erhalten. Das hat auch dazu beigetragen, dass wir Kooperationspartner auswählen konnten, die seit letztem Jahr Platten aus der Pilotanlage in Lemförde zu Testzwecken erhalten.
CORPUS: Ein neuartiges Material kann in der Theorie noch so gut sein, entscheidend ist letztlich, wie der Markt darauf reagiert. Welche Rückmeldungen bekommen Sie zu SLENTITE®?
MARC FRICKE: Wir bekommen tatsächlich fast täglich Anfragen, das Interesse an Einsatzmöglichkeiten ist groß. Das liegt nicht zuletzt daran, dass SLENTITE® ein organisches Aerogel ist, das aber erstmals die Form einer robusten, stabilen Platte hat. Dabei hat es eine Druckfestigkeit von > 300 kPa und liegt damit doppelt so hoch wie heutige PU-Dämmplatten. Die Platte lässt sich staubfrei handhaben und einfach bearbeiten. Dadurch, aber auch vor allem durch seinen minimalen Platzbedarf bietet SLENTITE® alle gestalterische Freiheit – ein Riesenvorteil, der in der gesamten Branche gut ankommt.
CORPUS: Was ergibt sich konkret aus den Gesprächen?
MARC FRICKE: Man kann sagen: Die Marktvorbereitungsphase hat begonnen! Durch die Produktion in der Pilotanlage konnten wir erste Kooperationspartner mit Mustermengen versorgen. Auf der Frontale, der Fachmesse für Fensterbau, Tür und Fassade, konnten wir im März 2016 SLENTITE® das erste Mal in einer konkreten Anwendung gemeinsam mit Beck+Heun präsentieren. Für weitere Kooperationen befinden wir uns aktuell in Gesprächen.
CORPUS: In der Pilotanlage können Sie bislang ja nur kleinere Mengen produzieren. Wie sieht denn die weitere Planung aus?
MARC FRICKE: Ziel der Pilotanlage war auch die Entwicklung eines großtechnischen Produktionsverfahrens, das wir derzeit noch verfeinern. Aktuell befinden wir uns in der Abstimmung zum Bau einer Produktionsanlage, sodass ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Markteinführung bevor steht. So können wir die Herausforderungen der Zukunft im Bausektor angehen.
CORPUS: Herr Dr. Fricke, vielen Dank für das Gespräch.
Kurzbiografie
Marc Fricke hat Chemie an den Universitäten Bielefeld und München sowie dem Weizmann Institute of Science, Israel, studiert. Im Jahr 2004 erhielt er seinen Doktortitel in Anorganischer Chemie von der Universität Bielefeld. Nach einer Anstellung als Postdoc für BASF am Institute de Science et d’Ingénierie Supramoléculaires (ISIS) in Straßbourg, Frankreich, arbeitet er seit 2007 bei BASF Polyurethanes GmbH, Lemförde. In sieben Jahren Laborforschung entwickelte er den Hochleistungsdämmstoff SLENTITE® und ist aktuell als Project Manager für das SLENTITE®-Projekt im New Market Development von BASF tätig.